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Wie und wann sollte man den Angehoerigen darauf vorbereiten, dass er/sie nicht mehr selbstaendig leben kann?

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Beiträge: 3
 Ruth
Themenstarter
(@ruth)
Beigetreten: Vor 1 Jahr

Meine Mutter hat Pflegegrad 2 und ihre Demenz aeussert sich im Verlust des Kurzzeitgedaechntnis, koerperlich ist sie noch ziemlich fit, auch wenn sie Stock oder Rollator als Gehilfen braucht. Bis jetzt lebt sie in der Einliegerwohnung im Haus meines Bruders und seiner Familie weitgehend selbstaendig. Aber es ist absehbar, dass das nicht auf Dauer so weitergehen kann. Mein Bruder und seine Frau sind beide berufstaetig udn haben 4 kleine Kinder, koennen also keine Pflege uebernehmen. 

Meine 1. Frage: Wann ist ein Umzug ins Pflegeheim sinnvoll? Sollten wir warten, bis es wirklich gar nicht mehr geht, weil unsere Mutter zu verwirrt ist, um den Alltag zu meistern. Oder ist es besser, wenn sie noch einigermassen beisammen ist, damit sie sich auf die neue Umgebung und die anderen Menschen noch einstellen kann?

Meine 2. Frage: Sollten wir sie darauf vorbereiten, dass irgendwann diese Aenderung bevorsteht? Sie vergisst Informationen zwar innerhalb von Stunden, aber vielleicht kann sie sich unterbewusst doch vorbereiten, wenn sie diese Information immer wieder bekommt. Oder loest das nur Stress aus, den wir ihr besser ersparen?

WEr kann uns raten?

 

Vielen Dank

6 Antworten
Beiträge: 51
Admin
(@admin)
Beigetreten: Vor 4 Jahren

Liebe Ruth,

Menschen mit Demenz haben die gleichen Grundbedürfnisse wie jedermann: sie wollen in ihrer vertrauten Umgebung, sozial eingebunden und selbstbestimmt bleiben. Mit dem Fortschreiten der Erkrankung kommt jedoch irgendwann der Punkt, wo es allein in der eigenen Wohnung nicht mehr geht.

Zu Frage 2: Auch wenn das Kurzzeitgedächtnis Ihrer Mutter nicht mehr gut funktioniert: ein Gespräch mit Ihrer Mutter wäre wichtig, um herauszufinden, was die Wünsche Ihrer Mutter sind wie Ihre Mutter später gerne wohnen möchte. Vielleicht hat sich Ihrer Mutter sogar schon Gedanken gemacht und sie hat ein bestimmtes Pflegeheim, das ihrer persönlichen Vorstellungen entspricht, im Sinn. Oder Sie können zusammen mit Ihrer Mutter Pflegeheime besichtigen und gemeinsam herausfinden, ob sie sich dort wohlfühlen würde. Auch Alternativen wie eine Demenz-WG oder eine 24-Stunden-Pflege (wenn in der Wohnung Ihrer Mutter ein Zimmer für die Pflegerin vorhanden ist) können beredet werden. Vielleicht halten Sie die Inhalte von diesem Gespräch schriftlich fest, auf diese Weise können Sie das Besprochene mit Ihrer Mutter durchgehen, auch wenn sie sich selbst nicht mehr an das Gespräch erinnert.

Weiterhin sollten Sie, sofern noch nicht geschehen, zusammen mit Ihrer Mutter eine Patientenverfügung und eine Vorsorgevollmacht ausfüllen. Hilfestellung dazu geben z.B. Betreuungsvereine vor Ort.

Zu Frage 1: Wann der richtige Zeitpunkt für den Umzug in ein Pflegeheim gekommen ist, kann man nicht vorhersagen. Die Verläufe von Demenzerkrankungen sind individuell sehr unterschiedlich. Damit Ihre Mutter noch möglichst lange allein wohnen kann, ist es wichtig, ihre Selbständigkeit zu erhalten bzw. zu fördern. Neben einem strukturierten Tagesablauf, der Einbindung in soziale Aktivitäten und einem sicheren Wohnumfeld gibt es eine ganze Reihe von Aktivierungsmaßnahmen.

Da die Familie von Ihrem Bruder sehr eingebunden ist, wäre zur Aktivierung bzw. Tagesstrukturierung der Besuch einer Tagespflege für Ihrer Mutter eine sehr gute Möglichkeit oder auch eine Alltagsbegleiterin könnte regelmäßig zu Ihrer Mutter kommen. Weiterhin unterstützen Ergotherapeuten Menschen mit Demenz, um Alltagsfertigkeiten zu erhalten (das Rezept stellt der Hausarzt Ihrer Mutter aus). Zu allen genannten Themen und auch wie die Hilfsangebote finanziert werden beraten kostenfrei und unabhängig die Pflegestützpunkte in Ihrer Nähe:

https://www.zqp.de/beratung-pflege/#/home

Weitere Informationen finden Sie in dem Infoblatt „Allein leben“ der Deutschen Alzheimer Gesellschaft im Anhang.

Herzliche Grüße

Claudia Krack

Alzheimer Gesellschaft Rheinland-Pfalz e.V.

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1 Antwort
 Ruth
(@ruth)
Beigetreten: Vor 1 Jahr

Beiträge: 3

@admin Vielen Dank fuer die guten Anregungen und Tips. 

Die Alternative einer Demenz-WG pruefen wir bereits, aber von der Option einer Alltagsbegleiterin wussten wir bisher nichts, udn wollen das auf jeden Fall verfolgen. Leider ist in der Wohnung unserer Mutter kein Platz fuer eine 24-Stunden Pflegerin.

Antwort
Beiträge: 21
(@validation)
Beigetreten: Vor 3 Jahren

Guten Tag,

besten Dank für Ihre Anfrage.

Es gibt keine Richtlinie/Patentrezept wonach ein Mensch mit einer Demenz in eine Pflegeeinrichtung soll. Das werden die Angehörige zum gegebenen Zeitpunkt entscheiden, wenn die Pflege mit Unterstützung zu Hause durch den ambulanten Dienst, Alltagsbegleiter, Nachbarschaftshilfe oder Tagespflege nicht mehr ausreichend ist. Meiner Meinung nach, sind hier verschiedene Faktoren zu berücksichtigen, wie weit sind die kognitiven Einschränkungen fortgeschritten? Ist sie noch örtlich und zeitlich orientiert? Wird sie neurologisch begleitet, hat sie bereits eine Pflegestufe. Welche Wünsche hatte sie in der Vergangenheit, diesen sollte man so lange wie möglich nachkommen. z.B. zu Hause so lange es geht oder war sie noch nie abgeneigt in einer Einrichtung untergebracht zu werden. Hat sie soziale Kontakte außerhalb der Familie, die man evtl. in die Begleitung mit einbeziehen kann?  Es richtet sich auch nach ihrer Persönlichkeit, nimmt sie Hilfen an, lehnt sie diese ab? Sie sehen es gibt verschiedene Aspekte. Eine Besprechung je nach Verfassung kann u.U. Stress auslösen.  Schauen Sie, welche von den von mir aufgezählten Hilfsangeboten gibt es bei Ihnen vor Ort.?

Bei Weglauftendenzen gibt es verschiedene Ortungsgeräte...

Hoffe ich konnte ein Ansatz geben

mfg

Monika Bechtel, Vorstandsmitglied 

Antwort
1 Antwort
 Ruth
(@ruth)
Beigetreten: Vor 1 Jahr

Beiträge: 3

@validation Vielen Dank fuer Ihre Antwort:

Unsere Mutter moechte so lange wie moeglich zuhause leben duerfen. Ausserhalb der Familie hat sie kaum soziale Kontakte. Meine Schwester hat eine Nachbarin engagiert, die einmal in der Woche mit ihr zusammen Einkaeufe macht, das funktioniert. Ansonsten beschraenkt sich der Kontakt auf uns Kinder, ausser dem Bruder, in dessen Haus sie lebt, sind das meine Schwester und ich und noch zwei Brueder. Wir besuchen sie alle regelmaessig. Leider tut sich unsere Mutter shcwer damit, Hilfe anzunehmen oder auch nur zuzugeben, dass sie Hilfe braucht. Z. B. kann ich ihre Wohnung eigentlich nur sauber machen, waehrend unsere Mutter schlaeft, sonst empfindet sie das als Angriff auf ihre Haushaltsfuehrung. Sie hat Pflegestufe 2 erhalten, aber die Diagnose vom Neurologen steht noch aus. Ich habe erst Anfang Juni einen Termin erhalten.

Antwort
Beiträge: 21
(@validation)
Beigetreten: Vor 3 Jahren

Hallo Ruth, das was Sie schildern, ist häufig der Fall, Hilfe ablehnen, wenig Kontakte. Die Kranken möchten das soziale Gefüge nach außen hin auch aufrecht halten - nicht krank sein - oder als nicht krank angesehen werden - ihre Selbstständigkeit behalten. Versucht Sie in alltäglich Arbeiten einzubinden - egal wie das Ergebnis aussieht. Die Mama nicht belehren wollen, hier ein paar Tipps noch im Anhang. Es ist aber schön wenn die Nachbarin Hilfestellung gibt, vielleicht mal bei Ihrem Pflegestützpunkt vor Ort wegen einem/r Alltagsbegleiter/in anfragen. Hobbies, wenn sie welche hat pflegen, versuchen Sie schöne Momente mit ihr zu kreieren. Dass Sie die Wohnung in Ordnung bringen, während sie schläft ist eine Lösung, bleiben Sie kreativ. Bitte keine Schuldgefühle, im weiteren Verlauf muss man, das weiß ich aus eigener Erfahrung, Entscheidungen ohne den kranken Angehörigen treffen. Die neurol. Untersuchung ist wichtig, als Begleitung im weiteren Verlafu der Erkrankung ggf. wenn erforderlich, wegen der Medikamentengabe. 

mfg Monika Bechtel, Vorsstandsmitglied

Antwort
Beiträge: 21
(@validation)
Beigetreten: Vor 3 Jahren

Guten Tag,

 

man sollte frühzeitig über die Wünsche sprechen. Wann der richtige Zeitpunkt ist, muss individuell entschieden werden.

Vielleicht bei einem emotionalen persönlichen Gespräch, ohne Druck auszuüben, da die Erkrankten häufig keine Krankheitseinsicht haben und auch als nicht krank gelten wollen. Vielleicht spricht der/die Erkrankte das Thema selbst an. 

Generell gilt den/die Erkrankten nicht auf seine/Ihre Defizite anzusprechen,  hier kommt der an Demenz erkrankte in eine Rechtfertigungssituation, vielleicht kann er diese Rechtfertigung nicht mehr leisten; diese kann Streit und Aggression auslösen

Das Ziel der Demenz-Behandlung ist:

  • die Selbstständigkeit und die Alltagskompetenzen möglichst lange zu bewahren
  • psychische Beschwerden abzumildern
  • insgesamt die Lebensqualität zu fördern
  • die tägliche Belastung von Angehörigen zu reduzieren

Zu den nicht medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten gehören:

  • Gedächtnis- und Orientierungsübungen
  • gemeinsame Alltagsaktivitäten
  • Kunst-, Aroma-, Tier- und Musiktherapie
  • körperliche Aktivitäten
  • Massagen
  • Angehörigenschulungen

Menschen mit Alzheimer-Demenz verlieren im Lauf der Erkrankung verstärkt ihre Selbstständigkeit. Sie müssen dann mehr und mehr von anderen versorgt werden. Auch wichtige Entscheidungen können sie irgendwann nicht mehr eigenständig fällen.

Daher ist es im Anfangsstadium einer Demenz wichtig, sich frühzeitig mit den zu erwartenden Auswirkungen auseinanderzusetzen und gezielte Vorkehrungen zu treffen.

Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfügung

Mit einer Vorsorgevollmacht oder einer Betreuungsverfügung lässt sich regeln, wer später Aufgaben in der Versorgung übernehmen und Entscheidungen treffen soll. Man kann auch bestimmen, für welche Angelegenheiten Vollmachten gelten sollen. 

Den Vordruck einer Vorsorgevollmacht können Sie auf der Website des Bundesministeriums für Justiz und für Verbraucherschutz herunterladen.

Im weiteren Verlauf müssen die Angehörigen die Entscheidungen treffen, u.U. auch über den Kopf des Erkrankten aber zum Wohle des Erkrankten unter Berücksichtigung der Ethik. 

Ggf. den Hausarzt in einem 4 Augen-Gespräch informieren und anschl. ein Termin für die Sprechstunde vereinbaren, u.U. auch einen Termin in der Gedächtnissprechstunde oder bei einem Neurologen vorstellig werden. Der Befund kann dann als Grundlage zur Einstufung des Pflegegrades genutzt werden.

Sollten Sie noch weitere Fragen haben, einfach melden.

mfg

Monika Bechtel, Vorstandsmitglied

Antwort
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