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Wie schützen wir unsere Angehörigen mit einer Demenzerkrankung vor Enkeltrick, Schockanrufen und Trickbetrügern an der Haustür?

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Aus dem Nichts klingelt das Telefon, meine Mutter (85, alleinlebend mit beginnender Demenz) nimmt den Hörer ab und eine muntere Stimme sagt: "Hallo Oma, rate doch mal wer dran ist!". Meine Mutter antwortet spontan und freudig: "Martin, wie schön, dass du anrufst!".

So, oder sehr ähnlich ergeht es jährlich vielen Menschen. Ist erst einmal der Name des Enkels ausgesprochen, haben Telefonbetrüger eine gute Grundlage, um ihre Betrugsmasche aufzubauen, denn jetzt ist eine Bindung zum Anrufer da. Ältere Menschen werden häufiger Opfer des Enkeltricks, Menschen mit (beginnender) Demenz sind dabei besonders vulnerabel, denn Entscheidungs- und Urteilsfähigkeit sind durch die Erkrankung eingeschränkt.

So ist es auch meiner Mutter ergangen. Mit beginnender Demenz lebte meine Mutter noch allein in ihrem Haus. Nach anfänglicher Freude über den überraschenden Anruf des vermeintlichen Enkels nahm das Gespräch schnell eine andere Wendung. Angeblich hatte ihr Enkel ein Kaufangebot für ein Haus: „Oma, das ist eine Megachance für mich, das Haus ist ein tolles Angebot und sehr günstig und ich bekomme einen richtig guten Kredit. Aber ich muss gleich unterschreiben und eine Anzahlung von 30.000 Euro zahlen. Du willst doch, dass ich glücklich bin, und kannst mir das Geld leihen. Ich zahle es schnellstmöglich zurück. Aber ich brauche das Geld sofort!“

Meine Mutter schilderte diesen Anruf als extrem belastend. Die Telefonbetrüger sind routiniert und gut ausgebildet. Sie können sehr gut die Gesprächsführung übernehmen und dabei einen großen Druck ausüben.

Und dann kam die Frage nach Bargeld im Haus. Obwohl meiner Mutter jetzt erste leise Zweifel kamen, war sie nicht in der Lage, aufzulegen. Immerhin verneinte sie, Bargeld im Haus zu haben. Der Druck vom vermeintlichen Enkel wurde immer größer, jetzt wurde betont, dass die Oma ihren Enkel hängen lassen würde, jetzt wo sie am meisten gebraucht würde und ob sie ihn denn gar nicht lieb hätte. Auf diese Weise wurde ein schlechtes Gewissen erzeugt und der Druck vergrößert. Der vermeintliche Enkel forderte nun meine Mutter auf, zur Bank zu gehen, um das Geld abzuheben. Ein Freund würde dann das Geld bei ihr abholen, denn er könnte jetzt nicht weg und es müsste sehr schnell gehen.

Meine Mutter erzählte, dass ihr inzwischen ganz schummrig im Kopf war, sie wusste einfach nicht mehr weiter, konnte nicht mehr denken. Und dann klingelte es an der Haustür. Dort stand ein Taxifahrer. Dieser war von den Telefonbetrügern bestellt worden, um sie zur Bank zu fahren. Hier endet die Geschichte zum Glück gut: meine Mutter hatte es geschafft aufzulegen und ihre Tochter anzurufen. Diese hat dann die Polizei verständigt.

Der so genannte Enkeltrick ist eine besonders hinterhältige Form des Betrugs, der oft für die Opfer existenzielle Folgen haben kann. Sie können hohe Geldbeträge verlieren oder sogar um Ihre Lebensersparnisse gebracht werden. Dabei gehen die Betrüger immer raffinierter vor, schließlich geht es um viel Geld. Häufig werden auch Medien (Facebook & Co., Traueranzeigen…) genutzt, um im Vorfeld Namen und weitere Informationen über die Familie zu erhalten. Dadurch erscheint der Betrugsanruf noch überzeugender.

Auch wenn bei meiner Mutter kein finanzieller Schaden entstanden ist, so hatte sie noch viele Wochen später Ängste und Probleme, das Erlebte zu verarbeiten. Deshalb ist es gut, vorzubeugen:

Wie kann man sich gegen den Enkeltrick wappnen?

  • Reden Sie öfters in der Familie mit Ihrem erkrankten Angehörigen über diese Betrugsmaschen und was man tun kann. Es ist gut, wenn die Enkel mit einbezogen werden.
  • Kein Telefonbucheintrag oder zumindest Vornamen weglassen
  • Am Telefon nicht den Namen des vermeintlichen Enkels nennen, sondern den Anrufer auffordern, seinen Namen zu nennen
  • Gemeinsam ein „Familiengeheimwort“ vereinbaren und bei einem dubiosen Anruf danach fragen
  • In der Familie vereinbaren, dass NIEMALS am Telefon um Geld gebeten wird
  • Niemals Geld an Unbekannte übergeben

Für Menschen mit Demenz kann eine Erinnerungshilfe neben dem Telefon wirksam sein, z.B. ein Aufsteller mit einem Bild vom Enkel und einer kurzen Anleitung, was man tun kann, z.B. „Ich würde dich nie am Telefon um Geld bitten, leg auf!“. Dieser kann einfach selbst gestaltet und mit Notfallnummern von engen Verwandten versehen werden.

Wenn Kinder, Enkel und Partner diese Themen immer wieder mal ansprechen, werden alle besser vorbereitet sein, wenn plötzlich das Telefon klingelt.

Haben Ihre Angehörigen mit Demenz ebenfalls eine Betrugsmasche erlebt? Dann teilen Sie bitte Ihre Geschichte hier im Forum!

Vielen Dank und herzliche Grüße

Claudia Krack

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