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TPS-Transkranielle Pulsstimulation - Hat jemand Erfahrungen?

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Beiträge: 2
 xyz
Themenstarter
(@xyz)
Beigetreten: Vor 3 Jahren

Hallo,

mein Vater (Pflegestufe 3) leidet seit Jahren an einer immer weiter fortschreitenden Demenz; ich betone das deshalb, um auf die Schwere der vorliegenden Demenz hinzuweisen - und die Kontaktbeschränkungen durch Corona haben den Verlauf wohl auch negativ beeinflusst. Wir verstehen ihn kaum noch - und er erkennt uns auch nicht mehr wirklich (er weiss, dass er uns kennt (zum Glück noch) aber wenn ich ihm sage ich wäre sein Sohn - oder meine Mutter seine Frau - sieht man ihm die Überraschung deutlich an. Koordinationsstörungen/Haltungsstörungen (vorgebeugter Gang) hat er auch. Lange Rede kurzer Sinn: die Demenz ist bereits recht weit fortgeschritten - obwohl natürlich noch Luft nach oben ist.

Seit 2020/21 wird die TPS-Transkranielle Pulsstimulation angeboten (Aktivierung und Regeneration von Nervenzellen und Hirngewebe durch spezifische Ultraschallwellen); wir wollten ihn damals am liebsten bei einer Studie anmelden - aber da wurde er leider nicht genommmen.

Ich wollte einfach mal nachfragen, ob es denn hier bereits Erfahrungen mit dieser Technik gibt. Wir können uns nicht wirklich vorstellen, dass das viel bringen könnte (insb. bei bereits mittelschweren/schweren Verläufen) - möchten natürlich nichts unversucht lassen ihn aber auch keinen Risiken und/oder unnötigem Stress aussetzen .

Wäre sehr froh darüber, wenn sich hier jemand findet der mir von seinen Erfahrungen berichten kann. Vielen Dank.

Gruss,

Michael

4 Antworten
Beiträge: 51
Admin
(@admin)
Beigetreten: Vor 4 Jahren

Lieber Michael, 

Sie stellen eine wirklich sehr spannende Frage: da es bislang noch keine Heilung für primäre Demenzerkrankungen wie die Alzheimer Demenz gibt, geben nicht-medikamentösen Therapieoptionen, die den Krankheitsverlauf verlangsamen können, ein Stückchen Hoffnung. Die TPS ist als physikalische Therapie seit kurzem zugelassen, allerdings gibt es bislang wenig belastbare Studienergebnisse, die die Wirksamkeit belegen. Die gesetzlichen Krankenkassen bezahlen deshalb für dieses Verfahren noch nicht, vermutlich wird es noch etliche Jahre dauern, bis die therapeutische Wirksamkeit nachgewiesen ist (oder eben auch nicht). Trotzdem gibt es wohl erste positive Ergebnisse bzgl. einer Verbesserung der Gedächtnisleistung von Patienten mit Alzheimer Demenz und das Verfahren scheint sicher (d.h. ohne Nebenwirkungen) zu sein. Inzwischen gibt es in Deutschland mehrere Standorte, wo die TPS angeboten wird. Unter folgender Internetadresse finden Sie ein Standortverzeichnis, Antworten zu häufig gestellten Fragen sowie 4 Erfahrungsberichte (die man allerdings etwas vorsichtig interpretieren sollte):

https://www.alzheimer-deutschland.de/

Voraussetzung für die TPS ist eine eindeutige Diagnose "Alzheimer Demenz" im frühen bis mittelgradigem Stadium. Ob dies für Ihren Vater zutrifft, müssten Sie mit den Ärzten klären. Es spricht erst einmal nichts dagegen, den Kontakt mit einem TPS-Standort in Ihrer Nähe zu suchen und alle Fragen zu stellen, so kann man sich ein besseres Urteil bilden. 

Da die Methode noch sehr neu ist, gibt es wohl noch sehr wenig Erfahrungsberichte. Diese wären aber für viele Betroffene sehr interessant und ich hoffe, der eine und andere Erfahrungsbericht wird hier eingestellt (Tipp: wenn Sie dieses Thema abonnieren, erhalten Sie eine E-Mail, sobald eine neue Antwort geschrieben wurde, dann müssen Sie nicht aktiv immer wieder ins Forum schauen).

Sollten Sie sich entschließen (und wenn die medizinischen Voraussetzungen bei Ihrem Vater dafür gegeben sind) die TPS-Therapie für Ihren Vater einzusetzen, dann wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn auch Sie einen Erfahrungsbericht hier einstellen würden.

Gerne möchte ich Sie aber auch auf weitere nicht-medikamentöse Therapien hinweisen, die ebenfalls geeignet sind, die geistige Leistungsfähigkeit sowie Alltagsfertigkeiten zu fördern: mit Logopädie könnte sich die Sprachfähigkeiten Ihres Vaters wieder etwas verbessern, Ergotherapie die Alltagsfertigkeiten und mit Physiotherapie die Koordination beim Laufen. Sprechen Sie den Hausarzt/Neurologen Ihres Vaters darauf an.

Weiterhin könnte der Besuch einer Tagespflege für Ihren Vater ein Gewinn sein. In einer guten Tagespflege werden viele Aktivitäten angeboten wie z.B. zusammen Kochen und Backen, Basteln, Singen und Gymnastik, für die oft daheim nicht die Zeit bleibt. Diese Aktivitäten könnten bei Ihrem Vater auch wieder einige Fähigkeiten (re)aktivieren und gleichzeitig wäre Ihre Mutter an diesen Tagen etwas entlastet.

Im Anhang finden Sie das Dokument "Die nicht-medikamentöse Behandlung von Demenzerkrankungen" zu Ihrer Info.

Herzliche Grüße

Claudia Krack

Forums-Administration und Vorstand Alzheimer Gesellschaft Rheinland-Pfalz e.V.

 

Antwort
Beiträge: 2
 xyz
Themenstarter
(@xyz)
Beigetreten: Vor 3 Jahren

Sehr geehrte Frau Krack,

 

vielen Dank für ihre ausführliche Antwort und entschuldigen Sie bitte, dass ich jetzt erst wieder schreibe. Es ist einfach ständig was anderes.

Ihren Vorschlag mit dem Logopäden haben wir aufgegriffen - sind leider derzeit nur auf der Warteliste. In eine Tagespflege geht mein Vater 1x die Woche (wir hoffen es wird noch ein zweites Mal - aber zu Beginn war mein Vater noch etwas klarer im Kopf und wollte dort nicht hin - da wollten wir es nicht übertreiben und haben gehofft, dass er wenigstens das eine mal hingeht; ob die Tagespflege gut ist ist schwer zu beurteiilen - wir haben aber einen guten Eindruck.

 

Wegen der TPS Behandlung sind wir hin- und hergerissen; es ist eben ein neues Verfahren - andererseits bin ich schon ziemlich skeptisch; gerade mit Blick auf die bereits sehr fotgeschittene Ausprägung der Demenz bei meinem Vater. Ein weiteres Problem ist, dass die Behandlung noch nicht flächendeckend angeboten wird - und ausgerechnet die Klinik/Praxis, die von der Entfernung her noch in Frage käme (in Frankfurt), hat wohl einen eher zweifelhaften Ruf - was nicht gerade vertrauenserweckend ist; dazu kommt: selbst Frankfurt würde bedeuten, dass wir 2-3 die Woche jeweils 30-40 min dort hin fahren müssten, evtl. Wartezeit - Behandlungszeit... neue Umgebung - fremde Menschen.... wir machen uns Sorgen, dass wir ihn damit etwas überfordern und zu viel Stress aussetzen. Andererseits bleibt eben sonst keine andere Möglichkeit.

 

Ich denke wir werden uns in Frankfurt mal einen unverbindlichen Beratungstermin geben lassen um uns das vor Ort anzuschauen.- Sollten wir uns für die Behandlung entscheiden kann ich gerne kurz berichten ob es zu Besserungen kommt. Danke.

 

Mit freundlichem Gruss

Antwort
1 Antwort
 hgr
(@hgr)
Beigetreten: Vor 2 Jahren

Beiträge: 1

@xyz 

Hallo Michael, 

meine Frau ist seit 2018 erkrankt, Pflegegrad 4.

als Sommer 2021 viele Symptome schlimmer wurden, z. B. stark vornübergebeugt und kleine Tippelschritte, riet mir eine Ärztin im Ruhestand, alle Medikamente abzusetzen. Insbesondere Risperidon, welches als Nebenwirkung Parkinson-Symptome erzeugt und zusätzlich die Mortalität erhöht (sogar in Kurzzeitstudien). Seitdem hat sich der Zustand gravierend verbessert, leider aber nur sehr langsam. Heute ist sogar Treppensteigen wieder möglich.

Bei einer Beratung in der PIA konnte man mir nichts über TPS sagen, da es wohl noch keine zugelassene Behandlung sein solle !?

Bis ich mehr weiß, bleibe ich also dabei, ohne Medikamente auszukommen. 

MfG

HGr

Antwort
Beiträge: 51
Admin
(@admin)
Beigetreten: Vor 4 Jahren
Immer wieder erreichen uns (Alzheimer Gesellschaft Rheinland-Pfalz e.V.) Anfragen zum Thema "TPS" - Transkranielle Pulsstimulation. Diese Methode wird intensiv für die Behandlung von Menschen mit einer Alzheimer-Erkrankung beworben.
Das Online-Magazin MedWatch hat es sich auf die Fahnen geschrieben, über unseriöse oder gar gefährliche Heilsversprechen aufzuklären. Ganz aktuell geht es jetzt auch um die Versprechungen rund um TPS:

https://medwatch.de/weitere-artikel/transkranielle-pulsstimulation-alzheimer-teure-hoffnung-unklare-wirkung/

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