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Nahrungsaufnahme

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Beiträge: 1
Themenstarter
(@jasminsarah1)
Beigetreten: Vor 1 Jahr

Hallo Zusammen,

meine Oma hat Demenz, seit einigen Tagen kann sie nicht mehr alleine Essen. Man muss sie füttern und ihr sagen das sie schlucken muss, beim Trinken ist es so sie trinkt noch aus ihrem Becher aber weis dann nicht mehr das sie schlucken muss. Gibt es irgendwelche Tipps oder Hilfe?

Ich bin ratlos.

Vielen Dank.

2 Antworten
Beiträge: 21
(@validation)
Beigetreten: Vor 3 Jahren

Guten Abend,

Weil am Schluckvorgang verschiedene Bereiche des Gehirns beteiligt sind, kann die Schluckstörung ganz unterschiedlich ausfallen – je nachdem, welcher Teil des Gehirns geschädigt wird. Wenn zum Beispiel das Kleinhirn betroffen ist, kann es zu motorischen Störungen kommen. Dann können die feinen Bewegungsabläufe, die zum Schlucken notwendig sind, nicht mehr umgesetzt werden. Eine andere Folge können kognitive Probleme sein, die dazu führen, dass der Schluckvorgang nicht mehr begonnen oder umgesetzt wird.

Schluckstörungen aufgrund kognitiver Probleme

Nicht alle Teile des Schluckvorgangs müssen bewusst gesteuert werden. Das Schlucken beginnt aber mit der Intention, etwas zu essen oder zu trinken. Zunächst muss also in der sogenannten präoralen Phase das erkannt werden, was gegessen oder getrunken werden soll. Die Wahrnehmung passiert über das Sehen und Riechen, manchmal auch das Hören und letztlich das Erkennen dessen, was in den Mund genommen werden soll. Danach, in der oralen Vorbereitungs- und Transportphase, muss das Öffnen und Schließen des Mundes, das Kauen und der erste Teil des Herunterschluckens gesteuert werden. Im Verlauf einer Demenzerkrankung gehen die kognitiven Fähigkeiten verloren, die dazu notwendig sind. Menschen mit Demenz haben oft bereits in der ersten Schluckphase Probleme. Motorische Probleme stehen hier nicht im Vordergrund, deshalb spricht man hier eher von einer „intentionalen Ess- und Trinkstörung“ – nicht von einer Dysphagie. Weil Menschen mit Demenz aber oft nicht nur eine Demenz, sondern auch andere altersbedingte Erkrankungen haben, ist eine Mischung aus kognitiven und motorischen Schwierigkeiten nicht selten. 

 

Eine Schluckstörung kann durch speziell ausgebildete Logopädinnen und Logopäden (Sprachtherapeuten) diagnostiziert werden, die durch den HNO-Arzt, Neurologen oder Hausarzt dazu einen Auftrag (mittels einer Heilmittelverordnung) bekommen. Die Diagnostik dient dazu, Ansätze für die Therapie sowie spezielle, individuelle Maßnahmen zu entwickeln, mit denen die Nahrungsaufnahme  für den oder die Betroffene erleichtert und die Ernährung sichergestellt werden kann. Bei motorischen Problemen konzentriert sich die Behandlung darauf, die Schluckfunktion zu verbessern, etwa durch Training der Kau- und Schluckmuskulatur, die Veränderung der Körperhaltung und den Einsatz von Hilfsmitteln. Logopädinnen und Logopäden können auch Angehörige und Pflegekräfte im Umgang mit einer Schluckstörung beraten. Wünschenswert für eine gute Versorgung ist, dass Angehörige, Pflegepersonal, Therapeuten und Ärzte im Austausch stehen und hilfreiche Maßnahmen für die Betroffenen abstimmen.

 

Tipps zum Umgang mit Schluckstörungen bei Demenz

  • Die Ess-Situation sollte bewusst als solche gestaltet werden, damit sie von der demenzkranken Person richtig eingeordnet werden kann. Es ist hilfreich, wenn Pflegende selbst auch essen.
  • Wenn möglich, sollten Menschen mit Demenz in die Zubereitung des Essens einbezogen werden.
  • Es hilft, wenn die betroffene Person selbst den Löffel hält und zum Mund führt. Gegebenenfalls sollte sie dazu angeleitet werden.
  • Das Essen sollte appetitlich angerichtet werden.
  • Eine aufrechte Körperhaltung erleichtert das Schlucken.
  • Menschen mit Schluckstörungen brauchen Zeit und Ruhe zum Essen.
  • Die Nahrung sollte leicht zu kauen sein, zum Beispiel weiches Gemüse, wenn nötig löffelfeste Breikost. Besonders schwer zu essen sind Mischkonsistenzen, etwaklare Brühe mit Fleischeinlage. Diese Mischung muss vor dem Schlucken im Mund sortiert werden. Wem das schwer fällt, verschluckt sich daran leicht.
  • Lieblingsspeisen und –getränke können den Appetit verbessern.
  • Speisen können besonders deutlich gewürzt oder gesüßt werden, damit sie im Mund besser wahrgenommen werden. Menschen mit Demenz haben in der Regel eine Vorliebe für Süßes. Das kann man sich zunutze machen.
  • Wenn man bemerkt, dass jemand Nahrung lange im Mund behält, kann man die Person ans Herunterschlucken erinnern.
  • Nach dem Essen sollte man sicherstellen, dass keine Nahrungsreste im Mund bleiben. Diese könnten eingeatmet und dadurch verschluckt werden.
  • Weil der Mund ein sehr intimer Bereich ist, sollte man bei der Mundpflege behutsam vorgehen. Auch hier kann es hilfreich sein, den Finger oder die Zahnbürste des Betroffenen zu führen.

Ich hoffe, die Anregungen helfen etwas weiter.

Alles Gute, Monika Bechtel, Vorstandsmitglied

Antwort
Beiträge: 52
Admin
(@admin)
Beigetreten: Vor 4 Jahren

Liebe Angehörige,

im Verlauf einer Demenzerkrankung verlieren die Erkrankten immer mehr praktische Fähigkeiten und sind schließlich bei allen Verrichtungen des täglichen Lebens auf Hilfe angewiesen. Auch Fertigkeiten, die einmal aus dem „Effeff" beherrscht wurden – wie z.B. das Essen mit Besteck, das Führen des Löffels zum Mund, die Notwendigkeit des Kauens und Schluckens etc. sind davon betroffen.

Menschen mit fortgeschrittener Demenz können immer weniger ihre Wünsche äußern und verspüren auch oft keinen Hunger oder Durst.

In diesem Stadium ist die Vorbeugung einer Mangelernährung und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr für die pflegenden Angehörigen ein ganz wichtiges Anliegen. Essen und Trinken benötigt jetzt viel Zeit. Versuchen Sie, die noch verbliebenen Fähigkeiten von Ihrer Oma zu fördern, indem Sie Ihre Oma möglichst alle Schritte, die sie noch selbständig ausführen kann, unter Anleitung allein machen lassen.

Nehmen Sie Blickkontakt mit Ihrer Oma auf und sagen und zeigen Sie Ihrer Oma, was als nächstes kommt bzw was jetzt zu tun ist:

„Du kannst jetzt von dem Kuchen essen", „Jetzt kannst du die Gabel nehmen und den Kuchen essen“ (dabei helfen, die Gabel zum Mund zu führen), „Mmm… das ist lecker, Butterkuchen ist dein Lieblingskuchen“, „Du kannst jetzt kauen (eventuell vormachen)“ usw.

Sie beschreiben nicht, wie die pflegerische Situation bei Ihrer Oma ist. Bestimmt hat Ihre Oma schon einen Pflegegrad und der ambulante Pflegedienst kommt ins Haus? Besprechen Sie diese Problematik mit den Pflegekräften, diese werden Ihnen weitere wertvolle Tipps geben.

Kommen Schluckstörungen dazu, sollte unbedingt ein Logopäde (s.o) (die Verordnung stellt der Hausarzt aus) hinzugezogen werden.

Wir, die Alzheimer Gesellschaft Rheinland-Pfalz e.V. – bieten übrigens regelmäßig kostenfreie Schulungen für Angehörigen von Menschen mit einer Demenz an. Im Februar startet z.B. ein online-Seminar, dort können Themen wie dieses intensiver besprochen werden. Vielleicht möchten sie teilnehmen?

Weitere Infos zum Seminar und für die Anmeldung finden Sie hier:

https://www.alzheimer-gesellschaft-rhpf.de/schulungen/

Herzliche Grüße und alles Gute

Claudia Krack

Vorstandsmitglied Alzheimer Gesellschaft Rheinland-Pfalz e.V.

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