Benachrichtigungen
Alles löschen

Demenzkranker Bruder zurück nach Deutschland holen

2 Beiträge
2 Benutzer
0 Likes
677 Ansichten
Beiträge: 1
Themenstarter
(@putzi)
Beigetreten: Vor 2 Jahren

Hallo, 

ich weiß gar nicht wie ich anfangen soll, da es echt kompliziert ist und ich leider keinen Rat weiß. Ich erhoffe mir hier die Hilfe die ich suche. 

Es geht um meinen Bruder (48) beim ihm wurde letze Woche die Diagnose Frontotemporale Demenz gestellt. 

Nun ist es so, mein Bruder lebt in Österreich und wir wussten schon seit geraumer Zeit das etwas mit ihm nicht in Ordnung war. (Vorboten waren z.Bsp. er hatte im Mai 21 seinen Job verloren, er kam seinen finanziellen Verpflichtungen nicht mehr nach, die Telefonate wurden immer merkwürdiger und wiederholten sich, sein Wesen veränderte sich er war verbal aggressiver u.v.m.) Wir wussten aber nicht warum und aufgrund der Entfernung war es schwer seinen Zustand zu beurteilen. Wir besuchten ihn im August 21 und mussten einen katastrophalen Zustand feststellen. In den 2 Wochen  haben wir versucht sein Leben soweit es ging wieder zu ordnen und das Schlimmste abzuwenden.(Räumung des Hauses, er hatte keine Krankenversicherung,ohne Krankenversicherung keine Arztbesuche, die Versäumnisse beim AMS (Arbeitsamt)und bei den Banken musste geklärt werden etc.) Wir haben auch entschieden einen Erwachsenenvertreter bei Gericht zu bestellen. In unserer Situation war es die einzige Möglichkeit Hilfe vor Ort zu bekommen.

Nun möchten wir gern meinen Bruder nach Deutschland holen, da sich hier die ganze Familie (Eltern) um ihn kümmern könnte. Leider sind meine Eltern altersbedingt auch nicht mehr in der Lage die lange Fahrt nach Österreich auf sich zu nehmen.

Nun stehen so viele Fragen im Raum und ich weiß einfach nicht an wen ich mich wenden kann. Der Erwachsenenvertreter ist leider nicht sehr kooperativ in der Zusammenarbeit mit uns. Er vertritt die Interessen meines Bruders, meinte er einmal. Dann müsste er doch sehen, dass mein Bruder einen Pflegedienst bräuchte und mittlerweile auch mehr.

Die Krankheit und der Umgang damit ist die eine Sache, aber vorher gibt es noch viele Hürden und es müssen Grundlagen für das Zurückholen nach Deutschland geklärt werden. 

Fragen wären z.Bsp.

Wie ist die Vorgehensweise ihn nach Deutschland zu holen? Hat er in Deutschland Leistungsansprüche? (Krankenkasse, Pflege, Rente????) 

Ich weiß es ist viel und ich bin ratlos, da es eine spezielle Ausgangssituation ist. Und bei diesem ganzen Chaos konnte ich mich noch nicht einmal intensiv mit der Diagnose auseinandersetzen. Und ich weiß auch nicht, wieviel Zeit uns noch bleibt. Ich habe auch das Gefühl,  dass die Krankheit bei ihm schnell voranschreitet. 

Ich hoffe mir kann jemand helfen! Vielen Dank

Putzi 

 

 

 

1 Antwort
Beiträge: 52
Admin
(@admin)
Beigetreten: Vor 4 Jahren

Liebe Putzi, herzlich willkommen im Forum!

Sie beschreiben eine wirklich schwierige und komplizierte Situation und Sie haben meiner Meinung nach auch schon sehr wichtige erste Schritte in die Wege geleitet. Gerne benenne ich Ihnen weitere Anlaufstellen. Für eine bessere Übersicht beantworte ich die Bereiche Pflege/Leistungsansprüche und Umgang mit der Krankheitsbild FTD getrennt voneinander:

  1. Beratung zu Pflegeversicherung, Umzug, Leistungsansprüche in Deutschland und Österreich

Hierzu habe ich unsere Expertin für Pflege befragt und sie hat mir folgende Tipps für Sie gegeben:

„Ich würde der Familie raten, sich mit dem Sozialamt und dem Pflegestützpunkt des Wohnortes der Eltern, oder wo der Bruder dann wohnen soll, in Verbindung zu setzen. Parallel sollte die Familie mit der Pflegekasse/Krankenkasse oder dem zuständigen Sozialamt in Österreich, wenn diese bereits Leistungen bezahlen, sprechen und die Vorgehensweise erfragen.

Ich nehme an, dass der Erwachsenenvertreter ein gesetzlicher Betreuer ist. Wenn ja, sollte die Familie klären, welche Aufgabenbereiche dieser hat, und ihn dann entsprechend mit einbeziehen.

Weiter kann sich die Familie an die Verbraucherzentrale in Mainz: Beschwerdetelefon Pflege wenden: pflege@vz-rlp.de, Tel.: 06131 28480. Hier bekommt man kostenlos juristischen Rat. Bei allen Überlegungen sollte nicht außer acht gelassen werden, ob der Betroffne dies überhaupt möchte, oder ob es in seinem Heimatland noch andere Optionen für ihn gibt.“ 

Pflegestützpunkte beraten kostenfrei und neutral. Den nächsten Pflegestützpunkt in Ihrer Nähe finden Sie hier:

  https://www.pflegestuetzpunkte-deutschlandweit.de/

 

2. Informationen zum Krankheitsbild FTD 

Eine frontotemporale Demenz bedeutet vor allem wegen der Verhaltensauffälligkeiten für die Angehörigen eine enorme Belastung. Hinzu kommt, dass die FTD wegen ihres vergleichsweise seltenen Auftretens sowohl in der Öffentlichkeit als auch bei Medizinern und Pflegeeinrichtungen längst nicht so bekannt ist wie die Alzheimer-Krankheit. 

Regionale Alzheimer-Gesellschaften bieten Beratung für Angehörige von Menschen mit einer FTD an und inzwischen gibt es auch mehrere FTD-Angehörigengruppen.

Gerne können Sie z.B. unsere (kostenlose)  Demenzsprechstunde in Anspruch nehmen:

https://www.alzheimer-gesellschaft-rhpf.de/demenzsprechstunde/

Weiterhin haben wir eine online-Selbsthilfegruppe (SHG) für Angehörige eines Menschen mit einer FTD:

https://www.alzheimer-gesellschaft-rhpf.de/shg-frontotemporale-demenz/

Unter diesem Link finden Sie Informationen zu der SHG FTD, aber auch weiterführende Informationen zur Selbsthilfe, Broschüren der Dt. Alzheimer Gesellschaft zum Thema FTD etc,

Falls Sie nicht in Rheinland-Pfalz wohnen, können Sie sich aber auch an die regionale Alzheimer Gesellschaft in Ihrem Bundesland und in Ihrer Nähe wenden.

Herzliche Grüße
Claudia Krack

Forums-Administration und Vorstandsmitglied der Alzheimer Gesellschaft Rheinland-Pfalz e.V.

Antwort
Teilen: